Einige Monate Work and Travel in einem fremden Land ist ein Wunsch, den sich viele vor allem in jungen Jahren gerne erfüllen wollen. Die Aussicht nach einem anderen Leben voller neuer Erfahrungen und Leute in einer ungewohnten Umgebung macht dabei den besonderen Reiz aus. Das eigens geplante und selbst finanzierte Reisen verschafft außerdem ein ganz neues Gefühl der Unabhängigkeit. Bei aller Vorfreude auf das Abenteuer in einem fernen Land sollte man jedoch einen groben Plan davon haben, was (bis) wann organisiert werden muss – damit man am Ende nicht den Überblick verliert oder das große Abenteuer womöglich noch zu einem riesigen Reinfall wird!
Alles Wichtige zum Thema fassen wir in unserer „Work and Travel“-Checkliste zusammen. Da es viele Möglichkeiten gibt, sein Work and Travel Projekt individuell zu gestalten, kann hier verständlicherweise nicht der gesamte Umfang an Anforderungen und Optionen abgedeckt werden. Daher soll diese Checkliste vielmehr als Gedankenstütze dienen und Anreize für die detailliertere Planung geben.
Es lohnt sich, bereits 1 bis 2 Jahre vor Reiseantritt mit den ersten Vorbereitungen zu beginnen, denn es gibt in einigen Punkten gewisse Deadlines bzw. Wartezeiten. Außerdem wird so der Planungsprozess sehr viel stressfreier ablaufen.
Informationen zum Thema Work and Travel kann man ideal übers Internet einholen. Dort gibt es viele Seiten, die sich gerade auf die beliebtesten Länder (Australien, Neuseeland, Kanada, USA) spezialisiert haben, Jobmöglichkeiten aufzeigen sowie Erfahrungsberichte und Links zu Organisationen und staatlichen Websites liefern. Im Gesprächmit ehemaligen „Work and Travel“-Teilnehmern bekommt man oftmals wertvolle Tipps mit auf den Weg gegeben. Zusätzlich gibt es in der Schule oder auf Messen häufig spezielle Informationsveranstaltungen zum Thema Work and Travel.
Obwohl ein Work and Travel zum Großteil mit viel Verantwortung, Zeit-, Arbeitsaufwand und auch einem Quäntchen Koordinationsgeschick verbunden ist, wird sich der Aufwand definitiv lohnen – wer erst einmal „Fernluft geschnuppert“ hat, den wird die Reiselust garantiert immer wieder packen!
Entscheidung für das passende Land
Bevor du mit der konkreten Planung für ein Work and Travel richtig starten kannst, solltest du dir zunächst Gedanken darüber machen, welches Land am besten deinen Wünschen und Anforderungen an ein Work and Travel gerecht wird. Dabei können dir folgende Fragen weiterhelfen:
- Welche Amtssprachen werden in den Ländern gesprochen, die mich interessieren? Welche Sprachen beherrsche ich (wie gut)? In welchen möchte ich mich gegebenenfalls noch verbessern?
Auf diese Fragen solltest du versuchen, so ehrlich wie möglich zu antworten, auch wenn eine realistische Selbsteinschätzung manchmal schwer fällt. Oftmals gehören zu der erfolgreichen Beantragung eines Visums, das für ein Work and Travel erforderlich ist, mindestens gute Kenntnisse der Landessprache. Die Anforderungen an die eigenen Sprachkenntnisse erleichtern nicht nur die Entscheidung für das passende Land, sondern auch das Leben vor Ort. Immerhin gehören zu einem Work and Travel ja auch die Jobsuche und das Arbeiten – und nicht überall kommt man dabei mit seinem Schulenglisch weiter. Wenn du also beispielsweise gerne nach Kanada reisen würdest, aber in Französisch nur ein paar Grundkenntnisse hast, solltest du dich nicht unbedingt für die Provinz Québec, sondern eher für den englischsprachigen Teil des Landes entscheiden. - Welche Kulturen, Lebensweisen und Landschaften interessieren mich? Was erhoffe ich mir von meinem Auslandsaufenthalt – eher das große Abenteuer oder eine Möglichkeit zur Weiterbildung?
Hättest du große Probleme damit, dich mit einer völlig ungewohnten Kultur und Mentalität vertraut zu machen, dann wären die westlichen Länder bzw. die Länder der Ersten Welt für dich eventuell besser geeignet. Wenn du Sommer, Hitze und die Sonne liebst, könnten für dich zum Beispiel Südeuropa oder Lateinamerika die richtige Wahl für ein Work and Travel sein. Falls du während des Auslandsaufenthalts auf der Suche nach qualifizierten Jobs bist, eignen sich dafür außerdem je nach Berufsfeld einige Länder besser als andere. - Wie sieht meine finanzielle Situation aus?
In manchen Staaten, wie beispielsweise den skandinavischen Ländern, muss man mit relativ hohen Lebensunterhaltskosten rechnen. Wenn es dich in Richtung Asien, Amerika oder Australien zieht, solltest du zudem Geld für die Flugtickets zur Seite legen, denn diese kosten je nach Reisezeit um die 1000 Euro.
Meist äußern sich schon relativ früh erste Präferenzen für das Reiseziel. Bei der Entscheidung sollte man sich weniger nach der allgemeinen Beliebtheitsskala (Australien ist das beliebteste Land für ein Work and Travel) richten, sondern eher seinen persönlichen Wünschen nachgehen. Immerhin wird man die nächsten Monate seines Lebens in diesem Land verbringen und sollte daher seine Heimat voller Vorfreude, Neugier und Wissbegierde verlassen. Außerdem wird man während seiner Zeit im Ausland ja nicht nur arbeiten, sondern auch beim Reisen das Land und seine Leute kennenlernen.
Wahl des Work and Travel Programms
Je nach Zielland unterscheiden sich die Möglichkeiten, wie man sein Work and Travel gestalten kann. In den USA werden zum Beispiel während der Sommerperiode „Summer Jobs“ oder auch „Summer Camps“, in denen man die Betreuung von Kindern oder Jugendlichen übernimmt, angeboten. Ranch- und Erntearbeit, Freiwilligenarbeit, Jobs in der Gastronomie und in der Tourismusbranche, das sogenannte „Wwoofing“ (= die unbezahlte Arbeit auf einer Farm im Gegenzug für kostenfreie Unterkunft und Verpflegung), Praktika oder ein Auslandsaufenthalt als Au-Pair stellen ebenfalls Varianten eines Work and Travel dar.
Um das passende Programm zu finden, solltest du für dich selbst unter anderem folgende Fragen beantworten:
- Wie viel Zeit steht mir zur Verfügung und zu welcher Jahreszeit möchte ich ins Ausland?
Wie der Name schon andeutet, würde sich ein Job als Betreuer in einem „Summer Camp“ nur während der Sommerferien anbieten. Die zur Verfügung stehende Zeit spielt auch eine große Rolle, denn als Au-Pair wird man zum Beispiel meist erst für 3 Monate oder länger angestellt.
- Kann ich mir eine körperlich anstrengende Arbeit gut vorstellen oder möchte ich mich lieber weiterbilden?
Die meisten Jobs, mit denen man während eines Work and Travel sein Geld verdient, erfordern weniger hohe Qualifikationen, sondern vielmehr körperliche Ausdauer. Trotzdem gibt es Möglichkeiten zur Weiterbildung – zum Beispiel im Zuge eines Praktikums oder bei der Teilnahme an Collegekursen während eines Au-Pairs. - Bin ich eher der soziale Typ oder lieber auf mich allein gestellt? Habe ich Freude am Umgang mit Kindern und Jugendlichen und bereits Vorkenntnisse darin gesammelt?
Je nach persönlichem Charakter und nach den individuellen Vorkenntnissen eignen sich einige Jobs besser als andere. Für die Arbeit als Betreuer im „Summer Camp“ und als Au-Pair ist beispielsweise die Erfahrung im Umgang mit Kindern von Vorteil oder meistens sogar erforderlich.
Work and Travel im Alleingang oder Unterstützung durch eine Organisation
Das Geschäft mit Work and Travel und Co. boomt und bei der Suche nach Anbietern und Vermittlungsagenturen wird man regelrecht mit Angeboten überhäuft. Bevor du dich überhaupt für eine Organisation entscheidest, solltest du dir jedoch Gedanken darüber machen, ob professionelle Unterstützung unverzichtbar ist oder eher aus Bequemlichkeit nötig erscheint. Allgemein gibt es bei deinen Überlegungen zu beachten:
- Überlege, wie viel Zeit und Geld dir für die Planung zur Verfügung stehen.
Hast du dich kurzfristig für ein Work and Travel entschieden und stehst unter Zeitdruck, so kann dir eine Organisation sowohl bei der Abwicklung aller Formalitäten als auch bei der Jobsuche vor Ort zur Seite stehen – aber selbstverständlich arbeitet diese nicht umsonst! - Informiere dich im Internet und bei ehemaligen Teilnehmern, welche Organisationen empfehlenswert sind sowie zuverlässig und professionell arbeiten.
- Überlege dir, ob du dich bereits vor der Abreise auf die Suche nach einem Job machen oder lieber vor Ort initiativ bewerben möchtest.
- Vergleiche die Preise der einzelnen Anbieter.
- Mache dir Gedanken darüber, wie viel Verantwortung du selbst übernehmen willst und kannst.
Es gibt auch die Option, einen Teil des Projekts selbst zu organisieren und sich die Unterstützung bei aufwändigen Formalitäten, wie der Beantragung des Visums, zu suchen.
Beantragung des Visums
Wer im Ausland neben dem Reisen auch einer bezahlten Arbeit nachgehen möchte, benötigt ein Visum. Typischerweise ist dies das „Working Holiday Visum“, in den USA stellt das „J1-Visum“ das Pendant dazu dar. Wichtig bei der Beantragung ist:
- Zeit einplanen. Der Prozess kann manchmal einige Wochen dauern!
- Du benötigst einen gültigen Reisepass und die deutsche Staatsbürgerschaft.
- Voraussetzung sind häufig ausreichend gute Kenntnisse in der jeweiligen Landessprache.
- Die Gebühren für ein Visum betragen etwa 100 bis 300 Euro.
- Das Mindestalter liegt bei 18 Jahren. Meist ist eine Beantragung bis zum 30. Lebensjahr möglich, in manchen Fällen (z.B. Kanada) auch bis zu einem Alter von 35 Jahren.
- Meist wird der Nachweis einer ausreichend hohen finanziellen Rücklage (zum Beispiel durch Vorlage von Kontoauszügen) verlangt.
- Eine Auslandskrankenversicherung muss abgeschlossen werden.
- Der Einreisende darf von bestimmten Krankheiten nicht betroffen sein.
- Es darf kein Eintrag im Vorstrafenregister bestehen.
- Fall USA: Bevor du das „J1-Visum“ beantragen kannst, musst du dich bei einem Programmsponsor („Designated Sponsor“) bewerben.
- Beachte die ländertypischen Anforderungen! Infos und Tipps findest du im Regelfall auf der Website des verantwortlichen Ministeriums.
Dinge, die erforderlich sind und/ oder das Leben vereinfachen
Einige der unten genannten Punkte sind nicht zwingend notwendig, werden aber für den einen oder anderen Backpacker während der Zeit im Ausland von Vorteil sein. Stelle dir am besten deine eigene Checkliste mit allen für dich relevanten Dingen zusammen. Hier einige nützliche bzw. notwendige Aspekte:
- Eine Kreditkarte erleichtert das Leben vor Ort.
Mit Sicherheit wirst du nicht monatelang nur Bargeld mit dir herumschleppen oder teure Auslandsgebühren für deine Geldkarte bezahlen wollen. Außerdem möchten die meisten Arbeitgeber das Gehalt nicht in bar auszahlen, sondern lieber überweisen. - Siehe dich nach günstigen Handy-Auslandstarifen um.
- Besorge dir einen Reiseführer oder suche nach Reisetipps im Internet.
Schon vor der Abreise ist es hilfreich, etwas über das Land, seine Kultur, Lebensweisen und Sehenswürdigkeiten zu wissen. Außerdem wird das sicherlich die Vorfreude auf die bevorstehende Reise noch erhöhen! - Informiere dich über eventuell relevante Finanzierungsmöglichkeiten.
Die Bezahlung bei einem Auslandsjob fällt oft nicht gerade üppig aus und beträgt im Regelfall gerade die Höhe des Mindestlohns. Daher ist es eine Illusion, zu glauben, dass man seine Ausgaben für Flug, Reise, Unterkunft, Verpflegung und Sightseeing vollkommen mithilfe seines Gelegenheitsjobs decken kann – das ist leider eher die Ausnahme als die Regel!
Flüge buchen, Reiseroute planen und Unterkunft suchen
Sobald man das Visum und eventuell sogar einen Job in der Tasche hat, kann man sich daran machen, seinen Flug bzw. seine Flüge zu buchen und eine konkrete Reiseroute zu planen. Auch hierbei bekommt man hilfreiche Informationen online. Im Folgenden einige Tipps:
- Im Internet gibt es viele Portale, welche die Preise von Fluganbietern vergleichen.
Du solltest also nicht gleich den erstbesten Flug buchen. Wenn du zeitlich etwas flexibler bist, könntest du auch in Erwägung ziehen, an einem anderen, günstigeren Tag zu fliegen oder auf einen Direktflug zu verzichten. Dabei kannst du den einen oder anderen Euro sparen. - Auf „Work and Travel“-Websites findet man häufig viele Tipps zu günstigen Unterkünften (z.B. Hostels, Couchsurfing usw.) und empfehlenswerten Reiserouten von ehemaligen Backpackern.
- Plane deine Reiseroute möglichst auch nach den Arbeitsmöglichkeiten vor Ort.
Wer beispielsweise auf der Suche nach einem Job als Erntehelfer oder Farmarbeiter ist, hat größere Chancen, wenn er zur saisonal bedingten Erntezeit in der passenden Region des Landes ist, denn Helfer werden oft kurzfristig und spontan gesucht. - Informiere dich über kostengünstige Reisemöglichkeiten.
In großen Ländern können Inlandsflüge sogar günstiger sein als ein Bus- oder Zugticket. Für einen längeren Auslandsaufenthalt und zwecks größerer Flexibilität lohnt es sich manchmal sogar, einen eigenen Gebrauchtwagen zu kaufen. Eine andere Option ist es, ein Auto zu mieten oder eine Fahrt über die Mitfahrzentrale anzutreten.
Versorgung für „zu Hause Gebliebenes“
Auch wenn du bei der Planung sicherlich gedanklich schon fast im Flugzeug sitzt, solltest du auch an alles Zurückgebliebene denken. Dazu gehört:
- Wohnung gegebenenfalls für den Zeitraum der Reise untervermieten.
- Für die Pflege von Pflanzen und Haustieren sorgen.
- Rechnungen abbezahlen.
- Unter Umständen bestimmte Verträge kündigen und so gleichzeitig Geld für den Auslandsaufenthalt sparen.
- Zeitungen und Zeitschriften abbestellen, Post umleiten lassen oder Nachsendeantrag stellen.
Packliste und wichtige Unterlagen
Die Packliste sollte man nicht zu kurzfristig vor der Abreise schreiben. Häufig bekommt man schon im Laufe der Planung ein Bild davon, was man mitnehmen sollte. Fängt man früh damit an, die Liste zu schreiben, kann sie bei neuen Ideen stets erweitert werden. Ins Gepäck gehören unter anderem:
- Flugtickets, Buchungsbescheinigungen, Visums-Unterlagen und wichtige Adressen im Ausland (eventuell Kopien aller relevanten Dokumente separat mitnehmen)
- Reisepass, Führerschein, Kredit- und Versicherungskarte, Impfpass, Gesundheitszeugnis (falls nötig)
- Bewerbungsunterlagen, Nachweise und Passfoto für die Jobsuche
- Kamera, Handy und andere elektronische Geräte mit Ladekabel sowie gegebenenfalls Adapter
- Wichtige Medikamente und eine kleine Reiseapotheke.
- Bargeld für den Notfall mitnehmen.
- Kosmetika und Kleidung für unterschiedliche Anlässe und Jahreszeiten.
Informiere dich vorab über die Gewichtsbeschränkungen deines Fluganbieters für das Reisegepäck und wiege Koffer und Handgepäck zuhause noch einmal ab. Bedenke, dass es auch auf der anderen Seite der Welt Supermärkte gibt und du daher nicht deinen kompletten Hausstand mitnehmen musst (auch wenn das bei einem Auslandsaufenthalt von mehreren Monaten vermutlich schwerfällt).
Gehe vor der Abreise noch einmal deine komplette Checkliste durch und versichere dich, dass du nichts vergessen hast. Wenn du dann endlich im Flugzeug sitzt, kannst du dir voller Stolz auf die Schulter klopfen und dich auf eines der größten Erlebnisse deines Lebens gefasst machen!