Die Faszination Amerika begegnet uns täglich im Alltag: wir sehen amerikanische Filme, essen Cornflakes zum Frühstück und unsere Musik-Charts sind voll von Künstlern aus den USA – um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. Wer das Land und seine Leute jedoch von einer anderen Seite kennenlernen möchte, sollte den Sprung über den Atlantik wagen. Dabei zieht es gerade die jungen Globetrotter zum „Work and Travel“ ins Ausland, denn die Zeit nach dem Abitur oder vor bzw. zwischen Studium und Ausbildung bietet die beste Möglichkeit für eine kleine Auszeit vom gewohnten Alltag.
Wir erklären, was Work and Travel genau ist und stellen verschiedene Optionen eines längeren Auslandsaufenthalts in den USA vor. Außerdem beleuchten wir die nötigen Voraussetzungen und Kriterien für die Beantragung eines Visums und fassen die wichtigsten Punkte am Ende in einer kurzen Checkliste zusammen.
Was „Work and Travel“ zu bieten hat
Allgemein versteht man unter dem Begriff einen längeren Auslandsaufenthalt, bei dem man Reisen und Arbeiten verbinden kann, und somit die Möglichkeit bekommt, seine Reise ganz oder zumindest teilweise zu finanzieren. Joberfahrungen in einem anderen Land zu sammeln bietet darüber hinaus noch viele andere Vorteile. Zum einen lernt man die nationale Kultur, Lebensweisen und das Volk auf eine viel intensivere Weise kennen, als es einem ein kurzer Urlaubstrip ermöglichen könnte. Zum anderen sammelt man persönlich wertvolle Erfahrungen sowie kulturelle und fachbezogene Kompetenzen, von denen man im Privat- und späteren Arbeitsleben besonders profitieren wird. Wer die Herausforderung annimmt, einmal einen neuen Lebensstil in einem fremden Land zu führen, über seinen Schatten zu springen und sich das eine oder andere Mal durchzubeißen, der wird eine enorme persönliche Entwicklung durchmachen. Darüber hinaus kann man durch einen Auslandsaufenthalt eine ganz neue Perspektive aufs eigene Land gewinnen und sich von seinen Vorurteilen gegenüber anderen Nationen und Lebensgewohnheiten befreien.
Die USA – von den Skyscrapern New Yorks zu Kaliforniens Traumstränden
Im Hinblick auf seine Vielfalt und die Vielzahl der sehenswerten Orte und Naturschönheiten hat sich das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ seinen Spitznamen mehr als verdient. Neben den typischen Touristenschauplätzen, wie New York, Las Vegas oder Los Angeles, gibt es in den USA aber noch viel mehr zu entdecken. Im Westen und mittleren Westen kann man unter anderem sehenswerte Naturwunder, wie den Grand und den Antilope Canyon oder das Monument Valley mit seinen berühmten markanten Gesteinsformationen bestaunen. Im Osten wiederum lassen sich in Städten, wie zum Beispiel Charleston an der Küste South Carolinas, noch die Einflüsse der alten englischen Kolonien finden. So könnte die Liste der beeindruckenden Sehenswürdigkeiten, Städte und Nationalparks in den USA noch ewig weitergeführt werden…
Die Amerikaner selbst sind bekannt für ihre Offenheit und Hilfsbereitschaft. Meist wird man als Fremder in den USA mit großer Herzlichkeit empfangen und neugierig zu seiner Herkunft und Geschichte befragt. Als „Work and Traveller“ hat man außerdem die Chance, direkt am Alltagsleben der Amerikaner teilzuhaben und dabei besondere Traditionen, wie den Thanksgiving Day oder auch den bekannten Super Bowl mitzuerleben.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass man in den Vereinigten Staaten natürlich wunderbar seine Englischkenntnisse vertiefen kann – ein Aspekt, der heutzutage in jeder Lebenslage immer wichtiger wird.
Welche Arten von „Work and Travel“ sind in den USA möglich?
„Work und Travel“ im engeren Sinne wird in den USA nicht direkt angeboten. Dafür gibt es aber sogenannte „Summer Work Travel“ bzw. „Summer Jobs“ Programme, die einen Aufenthalt von bis zu 5 Monaten ermöglichen. Diese Variante wird jedoch nur während der Sommerperiode zwischen dem 1. Juli und dem 1. Oktober als letzten Arbeitstag angeboten. Danach erhält man die Möglichkeit, mit seinem Visum bis zu 1 Monat lang durch die USA zu reisen, sofern man das Work and Travel Programm erfolgreich abgeschlossen hat.
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, in einem „Summercamp“ in den USA zu arbeiten und dort Kinder oder Jugendliche bis zu 3 Monate lang während der Sommerferien zu betreuen. Als Mitarbeiter in einem Summercamp gibt es verschiedene Rollen (z.B. „Camp Counselor“ oder „Special Needs Counselor“) zu vergeben, die allesamt gewisse Fähigkeiten erfordern. Allgemein sollte man zumindest die Fähigkeit mitbringen, gut mit Kindern bzw. Jugendlichen umgehen und Verantwortung übernehmen zu können.
Wer sich nicht auf die Sommerperiode beschränken möchte, könnte ein (bezahltes) Praktikum(„Trainee Program“) in Betracht ziehen und dafür ein Visum für einen USA-Aufenthalt von bis zu 18 Monaten beantragen. In einigen Fällen ist der Status als Student oder eine abgeschlossene Berufsausbildung vorteilhaft oder sogar notwendig.
Eine weitere Möglichkeit, einige Zeit in den USA zu verbringen, bietet die Arbeit auf einer Ranch oder Farm. Hierfür gibt es verschiedene Anbieter, die für den Kontakt zu einer Ranch, Unterkunft und Verpflegung sorgen, wobei auch die Aufenthaltsdauer variieren kann. Für die Rancharbeit sind vor allem Vorkenntnisse im Reiten erforderlich.
Eine andere Variante des Work and Travel stellt die Arbeit als Au-Pair dar. Der Vorteil ist hierbei, dass man als Teil einer Gastfamilie den wohl direktesten und persönlichsten Einblick in die amerikanische Lebensweise erhalten kann. Die Dauer der Teilnahme an einem Au-Pair-Programm beträgt normalerweise 3 bis 12 Monate. Dabei erhält man eine kostenlose Unterkunft und Verpflegung sowie Bezahlung von rund 200 Dollar pro Woche. Auch die An- und Rückreise und die Ferien werden zum Teil bezahlt. Da man als Au-Pair neben kleinen Hausarbeiten hauptsächlich für die Betreuung von Kindern zuständig ist, sind Vorkenntnisse im Umgang mit Kindern oder Kleinkindern notwendig. Zusätzlich kann man sich in frei gewählten Kursen an einem nah gelegenen College weiterbilden, die mit 500 Dollar von der Gastfamilie bezuschusst werden. Die Teilnahme an College-Kursen im Umfang von 90 Stunden pro Jahr ist zugleich Voraussetzung dafür, das benötigte Visum zu erhalten.
Teilnehmer an einem der genannten Programme sollten bereits gute Englischkenntnisse aufweisen (auch, um die Erfordernisse der Programmsponsoren (siehe unten) zu erfüllen). Alle Varianten des Work and Travel können sowohl privat als auch mithilfe einer Vermittlungsagentur organisiert werden. In beiden Fällen ist jedoch für das Visum der Kontakt zu einem Programmsponsor erforderlich. Je nach Art des gewählten Programmes gibt es weitere spezielle Anforderungen, wie beispielsweise gewisse Altersbeschränkungen, den Besitz eines internationalen Führerscheins oder den Status als Student oder Berufstätiger.
Eine spezielle Variante des Work und Travel bietet Freiwilligenarbeit (das sogenannte „Volunteering“), welches zumeist durch ein Touristenvisum ermöglicht werden kann. Dies ist in den USA vor allem in den Bereichen Tier- und Naturschutz (zum Beispiel in einem der vielen beeindruckenden Nationalparks) möglich, aber auch Tätigkeiten im Bereich des sozialen Engagements sind gefragt.
Ein Thema für sich – das Visum
Anders als in anderen typischen „Work und Travel“-Ländern, benötigt man zu diesem Zweck für einen Aufenthalt in den USA kein „Working Holiday Visum“, sondern in den meisten Fällen ein sogenanntes „J1-Visum“. In Verbindung mit diesem erhält man die Möglichkeit, das Arbeiten mit dem Reisen zu verbinden, wobei meistens das Reisen erst nach dem Arbeiten und dem erfolgreichen Abschluss des jeweiligen Programms folgt.
Voraussetzung für die Beantragung des J1-Visums ist das Formular „DS-2019“, welches vom gewählten Programmsponsor (dem „Designated Sponsor“, einer von der amerikanischen Regierung zertifizierte Organisation) ausgestellt wird. Dieser ist für die Vergabe des Jobs und des jeweiligen Arbeitsortes (auch im Fall von Au-Pair) zuständig und wählt seine Teilnehmer nach bestimmten Anforderungen aus. Außerdem sollte er als Verantwortlicher bei Fragen zum Austauschprogramm auch immer direkt kontaktiert werden. Eine feste Jobzusage ist somit Voraussetzung für die Beantragung des J1-Visums. Ein sogenannter SEVIS-Beleg (für das „Student and Exchange Visitor Information System) ist ebenfalls notwendig. Die Gebühr für diesen wird teilweise schon durch die Programmgebühr vom Sponsor gedeckt oder muss in anderen Fällen selbst gezahlt werden.
Praktikanten müssen zusätzlich bei der Bewerbung um das Visum das „DS-7002“ Formular („Training/Internship Placement Plan“) einreichen. Außerdem werden ein gültiger Reisepass und ein farbiges Passfoto im Format 5 x 5 cm benötigt.
Wer ein J1-Visum erhalten möchte, benötigt ein Mindestalter von 18 Jahren. Wichtig ist auch, eine ausreichend hohe finanzielle Absicherung über rund 1000 US-Dollar nachzuweisen. Hierfür ist meist ausreichend, einen Kontoauszug mit der benötigten Summe in Euro oder die Kopie des Arbeitsvertrages vorzulegen. Ferner wird verlangt, dass man den Nachweis eines festen Wohnsitzes im Heimatland erbringt und beweist, dass man nur die Absicht hat, temporär in den USA zu bleiben. Ein weiterer wichtiger und für das J1-Visum erforderlicher Aspekt ist es, eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen, denn wer nicht nur für kurze Zeit als Tourist im Ausland unterwegs ist, stellt automatisch andere Anforderungen an seine Krankenversicherung.
Alle Unterlagen müssen an eines der US-Konsulate in Berlin, München oder Frankfurt gesendet werden. Da die Beantragungsdauer für das „DS-2019“ Formblatt und das Visum bis zu 60 Tage dauern kann, sollte man sich frühzeitig um deren Organisation kümmern. Zusätzlich sollte man beachten, dass zum Bewerbungsprozess um das Visum ein Interview beim US-Konsulat gehört, was ebenfalls der Grund dafür ist, frühzeitig mit der Planung zu beginnen. Außerdem muss man mit Gebühren von 160 US-Dollar für die Beantragung des Visums und von rund 180 US-Dollar für den SEVIS-Beleg (falls nicht schon vom Programmsponsor übernommen) rechnen.
Auf der Website des U.S. Department of State erhält man weitere Informationen zum J1-Visum, den verschiedenen Arbeitsoptionen mit diesem Visum und den Beantragungsvoraussetzungen. Außerdem gibt es dort eine Liste mit den aktuellen Programmsponsoren.
Finanzierungsmöglichkeiten
Um die Frage der Finanzierung zu klären, muss zunächst angemerkt werden, dass die Kosten eines Work and Travel je nach Aufenthaltsdauer und Art des gewählten Programmes sowie der Organisation (Programmorganisation und gegebenenfalls Vermittlungsagentur) natürlich stark variieren. Im Fall von Au Pair wird beispielsweise ein großer Teil der anfallenden Kosten mithilfe der Zuschüsse und Bezahlung durch die Gastfamilie abgedeckt. Außerdem halten sich die Kosten wegen der kostenlosen Unterkunfts- und Verpflegungsmöglichkeit in Grenzen. Wählt man den Weg, statt mithilfe eines Veranstalters bzw. Vermittlers, die Planung selbst in die Hand zu nehmen, kann man auch hierbei viel Geld sparen. Trotz allem sollte aufgrund der Flug-, Visa-, Organisations-, Verwaltungs- und Reisekosten mit einem ausreichend hohen Budget kalkuliert werden.
Eine Möglichkeit, das nötige Kleingeld für den Auslandsaufenthalt zu erhalten, ist bei Eltern, Verwandten oder Freunden Geld zu leihen und sich so besser abzusichern. Dies hat den Vorteil, dass – anders als bei der Alternative, ein Darlehen oder einen Bildungskredit aufzunehmen – keine Zinsen zurückgezahlt werden müssen. Neben „privaten“ Sponsoren gibt es durchaus auch Angebote von öffentlichen Einrichtungen oder Unternehmen, die beispielsweise besonders sozial Engagierte unterstützen.
Eine weitere Option ist die Beantragung von Kindergeld. Das ist in einigen Fällen auch über ein Alter von 18 Jahren hinaus möglich, z.B. wenn ein Freiwilligendienst abgeleistet wird. Im Zweifelsfall kann bei Unklarheiten die Bundesagentur für Arbeit kontaktiert werden. Unter www.arbeitsagentur.de erhält man außerdem genauere Infos zum Kindergeld und zu den Voraussetzungen für eine Beantragung.
Auch wer vor Antritt der Reise nicht unbedingt über ein großes Budget verfügt, kann mithilfe einiger Tipps viel Geld sparen. Wird die Reiseroute beispielsweise rechtzeitig im Voraus geplant, dann können die Preise der unterschiedlichen Anbieter für Unterkünfte, Sightseeing und Co. verglichen und so die beste Alternative ausgewählt werden. Einige Hostels bieten sogar eine kostenlose oder besonders günstige Unterkunftsmöglichkeit im Tausch gegen einen geringen Arbeitseinsatz. Eine andere Option für günstiges Reisen ist das sogenannte „Couch-Surfing“, bei dem man kostenfrei bei Privatpersonen unterkommen kann. Zusätzlich kann man durch eine Rückerstattung der im Ausland gezahlten (Einkommens-)Steuern den ein oder anderen verlorenen Euro zurückbekommen.
Kurze Checkliste für „Work and Travel“ in den USA
Mit der richtigen Planung sowie einer offenen und positiven Einstellung wird ein „Work and Travel“ zur mitunter schönsten und spannendsten Zeit im Leben, die man sich definitiv nicht entgehen lassen sollte! Um die Sache etwas zu erleichtern, haben wir untenstehend eine Checkliste mit den wichtigsten Aspekten zum Thema „Work and Travel“ zusammengestellt:
- Zunächst muss geklärt werden, für welche Art von Work and Travel man sich entscheiden möchte. Dabei sollte man sich vor allem selbst fragen, was man sich von dem Projekt erhofft, welche Ziele man sich setzen möchte und wie viel Zeit zur Verfügung steht. Auch Erfahrungsberichte können weiterhelfen!
- Zu Beginn der Planung sollte man sich überlegen, ob die Unterstützung durch einen Vermittler bzw. Veranstalter im persönlichen Fall sinnvoll ist, oder ob man die Planung lieber selbst in die Hand nehmen möchte. Bei Letzterem kann man teilweise einiges an Geld sparen, sollte aber andererseits gut organisiert sein und Verantwortung übernehmen können. Eine Alternative zu beiden Fällen stellt die Option dar, sich nur zum Teil professionelle Unterstützung zu suchen, zum Beispiel bei der etwas komplizierteren Abwicklung der Visabeantragung.
- Nachdem man sich für ein konkretes Projekt entschieden hat, ist es sinnvoll, sich Gedanken über die eigene finanzielle Situation zu machen und sich (falls nötig) genauer über Finanzierungsmöglichkeiten informieren.
- Die Suche nach einer geeigneten Auslandskrankenversicherung für den Ernstfall gehört ebenfalls ganz oben auf die Checkliste.
- Nachdem man eine feste Zusage vom Arbeitgeber und dem Programmsponsor sowie das Visum in der Tasche hat, können die Flüge gebucht und die Reiseziele genauer festgelegt werden. Frühes Buchen lohnt sich oftmals!
- Formalitäten, wie die Gültigkeit des Reisepasses, erforderliche Impfungen oder ein internationaler Führerschein (wenn nötig) sollten rechtzeitig überprüft und vorgenommen bzw. beantragt werden.
- Eine Kreditkarte kann das Leben im Ausland stark vereinfachen. Studenten, zum Beispiel, erhalten diese häufig kostenfrei.
- Auch die Frage, was mit der eigenen Wohnung im Heimatland passieren und wer Haustiere und Pflanzen versorgen soll, muss geklärt werden.
Kurz vor Abreise erleichtert eine Einpackliste die Planung. Auf diese gehören im Zweifelsfall auch Bewerbungsunterlagen, Passfotos sowie weitere wichtige Dokumente.