Sehnst du dich im Rahmen deines Studiums nach neuen Erlebnissen, einer anderen Umgebung und einer großen Herausforderung? Dann könnte ein Auslandssemester oder gleich ein ganzes Auslandsstudium in einem anderen Land das richtige für dich sein. Zu den klassischen Zielen für ein Auslandsstudium gehören die USA, Spanien, England oder auch Australien. Doch wie wäre es mal mit etwas Exotischerem wie Brasilien? Nach der Uni an den Strand, bunte Altstädte erkunden, Samba tanzen oder Caipirinhas schlürfen – das alles lässt sich in Brasilien erleben und noch viel mehr.
Warum Brasilien?
Das südamerikanische Land nimmt fast die Hälfte des gesamten Kontinents ein und verspricht Abwechslung, Abenteuer und viele unvergessliche Erfahrungen, die du sammeln kannst! Die Brasilianer sind sehr offen und freundlich und machen es einem leicht, sich wohlzufühlen, auch wenn es viele Probleme im Land gibt, die viele Reisende erst einmal abschrecken. So ist die Schere zwischen Arm und Reich besonders in den Metropolen wie São Paolo oder Rio de Janeiro deutlich spürbar und die Favelas an den Stadträndern sollten von Ausländern wenn möglich gemieden werden. Auch nachts herumzulaufen ist nicht ganz ungefährlich und sollte wenn möglich vermieden werden. Dennoch steckt Brasilien mit spürbarer Lebensfreude an, die Natur ist abwechslungsreich und reicht von Regenwäldern und Bergen bis an die Küste mit Palmen und weißen Sandstränden.
Die richtige Universität finden
Rund 150 Universitäten gibt es in Brasilien, in jedem Bundesstaat gibt es auch mindestens eine Bundesuniversität. Studiengebühren gibt es an den öffentlichen Hochschulen nicht, da diese komplett vom Staat finanziert werden. Trotz ihrer Größe haben viele Universitäten nicht genügend Bewerber und sind dementsprechend eigentlich nie komplett ausgelastet, wodurch Ausländer keine Probleme haben sollten einen Platz an ihrer Wunsch-Uni zu bekommen – wenn sie denn den Auswahltest bestehen!
Dieser sogenannte Vestibular ist schwierig und soll sicherstellen, dass nur die besten Leute an die öffentlichen Hochschulen gelangen. Dadurch bewegt sich das Studienniveau an den öffentlichen Hochschulen in Brasilien auf einem sehr hohen Level und auch die nationale Forschung ist in erster Linie auf diese Einrichtungen konzentriert.
Der Aufnahmetest an privaten Hochschulen ist in der Regel deutlich einfacher als an den staatlichen, dafür werden aber auch Studiengebühren fällig und Bewerber sollten sich unbedingt darüber informieren, welchen Ruf die Universität genießt. Zudem sind viele private Hochschulen in Brasilien deutlich kleiner als die staatlichen und zudem fast ausschließlich auf die Lehre konzentriert, weniger auf die Forschung.
Alle brasilianischen Bildungseinrichtungen werden regelmäßig vom Ministério da Educação kontrolliert. Jedes Jahr werden dafür die Studenten geprüft, die Lehrkräfte oder die Ausstattung der Hochschulen jedoch nicht. Die Ergebnisse sind dadurch nicht aussagekräftig und sollten bei der Entscheidung für eine Universität nicht als einziges Kriterium zu Rate gezogen werden.
So funktioniert das Studium in Brasilien
In Brasilien ist das Studienjahr in Semester unterteilt. Studenten müssen am Ende des Studienjahres keine große Abschlussprüfung absolvieren, sondern während des Semesters mehrere kleinere Prüfungen. Da viele brasilianische Studenten zusätzlich zum Studium jobben, ist es üblich, dass die Lehrveranstaltungen an den Universitäten nur halbtags stattfinden. Die Kurse sind in der Regel klein, Vorlesungen mit 300 oder mehr Studenten wie es sie in Deutschland zum Teil gibt, kommen in Brasilien nicht vor. Für die Leistungen die während des Studiums erbracht werden, erhalten die Studenten ähnlich dem European-Credit-System Créditos. Ähnlich des Studiensystems in Amerika ist das Studium in Brasilien unterteilt in Graduate und Postgraduate bzw. auf Portugiesisch: Graduação und Pós-graduação.
Graduação entspricht dem Bachelor-Studium
In fast allen Fachbereichen ist wie auch in Europa oder den USA ein Bachelorabschluss möglich. Dieser heißt in Brasilien Bachalerado. Ein Studium zum Erlangen des Bachalerado dauert drei bis sechs Jahre und Studenten können zwischen allen denkbar möglichen Fachbereichen und Berufsfeldern wählen. Lehramtsstudenten erwerben an der Hochschule einen anderen Abschluss und zwar die Licenciatura. Drei bis vier Jahre dauert das Lehramtsstudium in Brasilien, mit diesem Abschluss dürfen Lehrer dann Schüler von der Grundschule bis zur Mittelstufe unterrichten. Mit dem Bachalerado oder der Licenciatura qualifizieren sich Studenten für das Aufbaustudium, in dem dann der Mestrado (Master-Abschluss) angestrebt werden kann. Ein weiterer Abschluss ist der Tecnólogo. Dieser Titel wird im Rahmen eines kurzen, sehr praxisorientierten Studiums verliehen, in der Regel in naturwissenschaftlichen oder technischen Studiengängen.
Pós-graduação: Master-Studium in Brasilien
Wird das Studium „pós-graduação“ – also nach der ersten Graduation (Pós heißt nach, graduação steht für graduiert) – fortgeführt, können Studenten auf diese Weise noch ihren Masterabschluss erwerben. Die Studiengänge um den Mestrado zu erlangen dauern ein bis zwei Jahre, Studenten können zwischen dem kürzeren Latu-Sensu-Studium und dem längeren Stricto-Sensu-Studium wählen. Beide Varianten werden mit einer schriftlichen Arbeit abgeschlossen, die forschungsorientiert ist.
Latu-Sensu: Bei einem Latu-Sensu-Studium, das auch Especialização genannt wird, sind die Studieninhalte komprimiert und werden fachspezifisch dargeboten.
Strictu-Sensu: Das Strictu-Sensu-Studium ist deutlich forschungsintensiver als das Latu-Sensu-Studium.
Im Anschluss an das Stricto-Sensu-Studium kann noch eine Promotion angeschlossen werden. Ein Promotionsstudium ist in Brasilien sehr verschult und zudem sehr intensiv. Um den Doktortitel Doutorado zu erhalten, müssen vier weitere Jahre absolviert werden. Neben dem Verfassen der Doktorarbeit müssen zahlreiche Vorlesungen und Kurse besucht werden. Nach der Abgabe der Dissertation zum Ende des Studiums muss diese noch vor einem Gremium verteidigt werden.
Zu den beliebtesten Studiengängen in Brasilien zählt der Master of Business Administration (auf portugiesisch: Mestrado em Adminstracao de Negócios). Dieser Master empfiehlt sich vor allem dann als Aufbaustudium auf einen Bachelor, wenn bereits erste Berufserfahrungen erworben wurden. Die Studiengänge dauern ein bis zwei Jahre und werden vermehrt von privaten Business Schools angeboten. Diese sollten auf ihr Renommee und ihre Qualität hin geprüft werden, um sicher zu gehen, dass der Abschluss auch an einer Hochschule mit guten Reputationen erworben wird.
Voraussetzungen für ein Studium in Brasilien
Um für ein Studium in Brasilien überhaupt zugelassen zu werden, solltest du eine Hochschulzugangsberechtigung (Abitur oder Fachabitur) erworben haben. Dein deutscher Abschluss kann dann vom staatlichen Ausbildungsrat anerkannt werden, der Antrag läuft über die Hochschule bei der du dich bewirbst.
Neben dem anerkannten Abschluss musst du auch als ausländischer Student die Zulassungsprüfung absolvieren, denn nur wenn diese bestanden wird, ist ein Studium an einer brasilianischen, staatlichen Hochschule überhaupt möglich. Die Zulassungsprüfungen sind in der Regel immer im Dezember oder Januar, brasilianische Bewerber bereiten sich zum Teil fast ein Jahr lang vor. Vom Niveau ähnelt die Zulassungsprüfung an der Universität dem deutschen Abitur. Da allerdings auch viele Inhalte, die das Land betreffen, abgefragt werden, kann es für dich als deutschen Bewerber schwierig sein alle Fragen zu beantworten und den Aufnahmetest zu bestehen. Die Fragen, die gestellt werden hängen davon ab, für welche Fachrichtung du dich bewirbst. Sie sind daran angepasst.
Um das Vestibular zu bestehen und somit auch für die Hochschule zugelassen zu werden, solltest du nicht nur über sehr gute Portugiesisch-Kenntnisse verfügen, sondern dich auch intensiv mit der brasilianischen Landeskunde beschäftigen. Nur dann hast du wirklich eine Chance, auch tatsächlich an einer der staatlichen Universitäten in Brasilien aufgenommen zu werden.
An den privaten Hochschulen sind die Tests zwar leichter, die Schulen kosten aber Geld. Diese Option kann eine Alternative sein, falls du unbedingt nach Brasilien gehen möchtest, an dem Aufnahmetest für die staatliche Universität aber scheiterst. Einige Hochschulen bieten sogar Vorbereitungskurse für den Vestibular an, auch Sprachkurse können schon vor Studienbeginn an der Universität belegt werden. Solltest du von diesem Angebot Gebrauch machen wollen, musst du schon früher nach Brasilien reisen und nicht erst zum Studienbeginn. Portugiesisch-Kenntnisse können mit dem CELPE-Bras-Zertifikat nachgewiesen werden. Da der Unterricht an der Hochschule in der Regel auch auf Portugiesisch stattfindet, sind diese Sprachkenntnisse unerlässlich für ein Studium in Brasilien.
Als Ausländer „mal eben so“ für das gesamte Studium nach Brasilien zu gehen, ist tatsächlich schwierig. Wenn dich das Land bloß reizt, du aber wenig Ahnung von Landeskunde hast und deine Sprachkenntnisse eher bescheiden sind, kann es sehr schwierig werden an eine brasilianische Universität aufgenommen zu werden. Die Hürde mit dem Aufnahmetest ist groß und nur wer viel Zeit investiert, hat wirklich eine reelle Chance.
Eine Alternative zu einem kompletten Studium in Brasilien ist ein Auslandssemester. Bist du bereits Student an einer deutschen Hochschule, musst du den Aufnahmetest an der brasilianischen Uni nicht ablegen, sondern kannst dich direkt an der Hochschule bewerben. Dafür musst du zunächst deine Studienleistungen anerkennen lassen und kannst dann schauen, an welcher brasilianischen Universität dein Studienfach angeboten wird. Ob Bachelor-, Master- oder Promotionsstudium ist dabei egal – in jeder Phase des Studiums (außer im ersten Semester) können ein oder zwei Auslandssemester absolviert werden.
Matérias Isoladas nennt sich ein Auslandssemester oder –jahr, die Kombination von Kursen ist den Studenten dabei freigestellt. Es können auch verschiedene Fächer aus verschiedenen Jahrgängen kombiniert werden, auch diese sind aber in der Regel auf Portugiesisch. Zum Ende deiner Zeit in Brasilien erhältst du dann ein Zertifikat über alle Kurse, die du belegt hast.
Das richtige Visum für Brasilien
Um in Brasilien zu studieren musst du je nach Aufenthaltsdauer ein Studentenvisum beantragen. Bleibst du nicht länger als 90 Tage im Land, reicht ein noch sechs Monate lang gültiger Reisepass für die Einreise. Bei der örtlichen Polizei muss dann noch die vorläufige „carteira de estrangeiro“ ausgestellt werden und ab dann kann das Brasilien-Abenteuer losgehen. Für diesen Termin bei den Behörden vor Ort hast du nach Einreise 30 Tage Zeit.
Bei einem Aufenthalt über 90 Tage ist die Beantragung eines Studentenvisums notwendig, dieses ist ein Jahr gültig und muss vor Abreise über die brasilianische Botschaft oder ein Konsulat in Deutschland beantragt werden. Für das Studentenvisum sind folgende Dokumente nötig:
- Antragsformular
- Polizeiliches Führungszeugnis
- Mehrere Passfotos
- Immatrikulationsbescheinigung der Hochschule in Brasilien
- Nachweis über genügend finanzielle Mittel für die gesamte Aufenthaltsdauer (diese kann über die Eltern erfolgen und muss dann notariell beglaubigt werden. Alternativ kann auch die Bewilligung eines Stipendiums vorgelegt werden. Pro Monat in Brasilien müssen mindestens 600 Euro zur Verfügung stehen.)
- Reisepass
- Kopie des Flugtickets
- Nachweis einer Auslandskrankenversicherung
Krankenversicherung für ein Studium in Brasilien
Da schon für den Visumsantrag eine Auslandsversicherung nachgewiesen werden muss, empfiehlt es sich diese bereits aus Deutschland abzuschließen. Eine Auslandskrankenversicherung gehört zu einem erfolgreichen und sicheren Auslandsaufenthalt immer dazu, schließlich besteht durch viel Aktivität, Abenteuer und Reisen auch eine erhöhte Unfallgefahr. Da die Reisekrankenversicherung nicht nur für ein gutes Gefühl sorgt, sondern für die Beantragung des Visums sogar Pflicht ist, solltest du dir einen guten Tarif aussuchen, mit dem du rundum abgesichert bist.
So sollten neben der ärztlichen Behandlung und allen medizinischen Hilfsmitteln und Medikamenten auch Zahnbehandlungen, Krankenhausbehandlungen, Transportkosten zum nächsten Krankenhaus und der Rücktransport ins Heimatland abgedeckt sein. Die Beiträge für eine Auslandskrankenversicherung werden in der Regel monatlich gezahlt.
Neben der Auslandskrankenversicherung solltest du dir vor Abreise auch noch die nötigen Impfungen verabreichen lassen. Manche Teile Brasiliens sind Gelbfiebergebiet und je nachdem welche Ecken du während deines Studiums noch bereisen möchtest, ist diese Impfung unerlässlich. Weitere wichtige Impfungen, vor allem bei einem Langzeitaufenthalt, sind Hepatitis A und Typhus und gegebenenfalls auch Hepatitis B und Tollwut (je nach Region und Plänen vor Ort).
Kosten
Da die öffentlichen Hochschulen in Brasilien keine Studiengebühren verlangen, ist das Studium in Brasilien deutlich günstiger als in vielen anderen Ländern. Pro Semester muss nur eine Verwaltungsgebühr entrichtet werden, die bei rund 100 Euro liegt. Private Hochschulen kosten Geld – pro Fach werden umgerechnet etwa 300 Euro pro Semester fällig.
Zwar liegen die Lebenshaltungskosten in Brasilien unter denen in Deutschland, dennoch sollte ein längerer Aufenthalt in Brasilien nicht unterschätzt werden. Neben den Gebühren für die Universität und den Visumsantrag werden folgende Leistungen fällig:
- Flugticket
- Unterkunft
- Lebensmittel
- Öffentliche Verkehrsmittel
- Freizeitgestaltung
Gerade im Bereich Freizeitgestaltung sind deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt und wenn dein Studium es zulässt und du die Zeit hast, kannst du dir theoretisch jedes Wochenende eine andere Ecke des Landes anschauen. Auch die Zeit in den Semesterferien kann zum Reisen genutzt werden. Das Land ist riesig und unglaublich vielfältig und hat in jeder Dimension viel zu bieten. Auch das Leben am Studienort kann zu verschiedenen Kosten organisiert werden. Die einen geben sich mit einem kleinen Zimmer zufrieden, kochen viel selbst und benutzen die lokalen Verkehrsmittel, andere wiederum wollen auf einen gewissen Standard nicht verzichten, gehen viel essen, fahren Taxi und leisten sich ein großes Zimmer oder sogar eine eigene kleine Wohnung.
Grundsätzlich gilt: Je größer die Stadt, desto größer auch die monatlichen Ausgaben. Das Leben in Rio de Janeiro oder São Paolo ist teurer als in kleinen Städten, was bei der Finanzierungsplanung des Auslandssemesters unbedingt berücksichtigt werden sollte. Zwar liegen die Kosten für Lebensmittel und Verkehrsmittel immer noch unter denen in Deutschland, mit 600 bis 800 Euro Ausgaben pro Monat sollte aber schon gerechnet werden und wer dann noch viel reist kann dementsprechende Summen dazurechnen.
Finanzierung des Auslandssemesters
Die Möglichkeiten zur Finanzierung des Studiums sind folgende:
- Auslands-Bafög
- Studien- oder Bildungskredit
- Mawista Stipendium
- Stipendium (zum Beispiel über den DAAD)
- Unterstützung der Eltern
Selbst Personen die in Deutschland keinen Anspruch auf BAföG haben können einen Antrag auf Auslands-BAföG stellen, da die Bemessungsgrenzen dabei nämlich höher liegen als wenn es um das Studieren an einer deutschen Hochschule geht.
Stipendienprogramme werden nicht nur vom DAAD vergeben, sondern auch von anderen privaten und öffentlichen Stiftungen. Die Angebote richten sich meist entweder an besonders begabte oder bedürftige Studenten.
Um in Brasilien zu jobben muss neben dem Studentenvisum auch noch eine Arbeitserlaubnis beantragt werden, da das Lohnniveau aber relativ gering ist, entscheiden sich viele ausländische Studenten gegen diese Option.
Wohnen in Brasilien
Wohnheime für Studenten sind in Brasilien übrigens selten und die wenigen Plätze schnell vergeben. Ausländer haben geringe Chancen auf einen Platz im Wohnheim, diese werden vermehrt an bedürftige Einheimische vergeben, die aus ärmeren Familien kommen. Üblich unter brasilianischen Studenten ist, sich ein gemeinsam angemietetes Haus zu teilen. Die Kosten dafür summieren sich im Schnitt auf rund 100 Euro pro Person.
Auch ausländische Studenten können in diesen Wohngemeinschaften gut einen Platz finden. Über das Akademische Auslandsamt in Brasilien können Kontakte zu Vermietern hergestellt werden, auch Gastfamilien können darüber vermittelt werden. Wichtig zu wissen ist: Je günstiger die Miete, desto unsicherer ist in der Regel auch das Viertel. Billig-Angebote sollten daher gründlich geprüft werden, besser ist es ein paar Euro mehr im Monat für die Miete auszugeben und dafür in einer sicheren Gegend zu wohnen.
Studienleistungen anerkennen lassen
Im Ausland absolvierte Prüfungsleistungen in Deutschland anerkennen zu lassen ist zum Teil ein großes Problem, weshalb sich immer wieder Studenten gegen Auslandserfahrungen entscheiden. Wichtig ist, das Problem der Anerkennung bereits vor der Abreise nach Brasilien anzugehen und bei den Prüfungsausschüssen nachzufragen, wie die Leistungsanerkennung geregelt werden kann. Eine Möglichkeit ist sich gleich für eine Partneruniversität beziehungsweise ein Austauschprogramm zwischen der eigenen und der brasilianischen Hochschule anzumelden. Auf diese Weise ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Leistungen anerkannt werden. Besteht diese Möglichkeit nicht, kann beispielsweise über ein sogenanntes Learning Agreement geregelt werden, in welcher Form die in Brasilien absolvierten Prüfungsleistungen als „Free Mover“ (Auslandssemester auf eigene Faust, ohne Partner-Uni oder andere Austauschprogramme) anerkannt werden.
Alternativen zum Auslandsstudium in Brasilien
Falls dir die Aufnahme an einer brasilianischen Universität nicht gelingt oder dir die finanziellen Mittel für ein oder mehrere Auslandssemester fehlen, gibt es auch andere Möglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt in Brasilien. Geht es dir primär um das Kennenlernen des Landes, der Kultur und der Menschen und das Erlernen der Sprache, könnte eine Sprachreise nach Brasilien eine geeignete Alternative sein. Mit einem Deutschen Reisepass ist ein Aufenthalt von bis zu 90 Tagen in Brasilien visumsfrei möglich und in rund drei Monaten kann viel erlebt werden. Während einer Sprachreise erfolgt die Unterbringung häufig in Gastfamilien und du wirst die Möglichkeit bekommen, hautnah in den Alltag der Brasilianer einzutauchen. Zudem findet in den Sprachkursen häufig auch eine intensive Beschäftigung mit der brasilianischen Kultur, der Bevölkerung und dem Land statt.
In vielen anderen Ländern ist auch Work and Travel als Alternative zu einem Auslandsstudium bei jungen Leuten beliebt, in Brasilien ist das nur schwer möglich. Es fehlt das spezielle Visum, mit dem junge Leute bis zu einem Jahr im Land reisen und arbeiten können. Dennoch gibt es auch andere Möglichkeiten in Brasilien zu arbeiten, zum Beispiel im Rahmen von Freiwilligenarbeit. Alternativ kannst du das Land auch einfach für 90 Tage bereisen, wenn deine finanziellen Mittel dafür ausreichen. Auf diese Weise bist du maximal flexibel und kannst dir alles anschauen, was dich interessiert.
Grundsätzlich gilt: Wer die Möglichkeit bekommt ein Auslandssemester in Brasilien zu absolvieren, der sollte diese nutzen und sich nicht von nicht anerkannten Studienleistungen oder ähnlichem abschrecken lassen. Ein Auslandssemester in Brasilien erweitert den Horizont, vertieft die internationale Kompetenz und die Portugiesisch-Kenntnisse und lässt die Chancen am Arbeitsmarkt wachsen. Schließlich lassen sich auch vermehrt deutsche Firmen in Brasilien nieder, die auf der Suche nach guten Leuten sind, die Deutschland und Brasilien kennen, portugiesisch beherrschen und sich vorstellen könnten einen Job mit Brasilien-Bezug auszuüben.
Zusammenfassung
Für ein Auslandsstudium in Brasilien gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder entscheiden sich Studenten dafür ihr gesamtes Studium in Brasilien zu absolvieren oder sie machen nur ein oder zwei Auslandssemester an einer brasilianischen Universität. Gute staatliche Universitäten gibt es in allen großen Städten des Landes, wer lieber an eine Privathochschule möchte hat hier ebenfalls die Qual der Wahl. Da die Zulassungsprüfungen für die staatlichen Universitäten sehr hart sind, ist es schwierig diese als Ausländer zu bestehen.
Leichter ist es, nur für einen begrenzten Zeitraum und von einer deutschen Universität aus nach Brasilien zu gehen. Hinsichtlich der Finanzierung gibt es die Möglichkeit ein Stipendium zu erhalten oder Auslands-BAföG zu beantragen. Wird eine Aufenthaltsdauer von 90 Tagen überschritten, muss vor der Abreise ein Studentenvisum beantragt werden.
Wohnen können Studenten am besten mit anderen Studenten zusammen in angemieteten Häusern, da Plätze in Studentenwohnheimen eher selten sind. Die Lebenshaltungskosten in Brasilien sind geringer als in Deutschland, 600 bis 800 Euro pro Monat sollten für die Studienzeit in Brasilien aber schon eingeplant werden. Eine Auslandskrankenversicherung ist nicht nur wichtig, um im Zielland gut abgesichert zu sein, sondern sogar Voraussetzung für das Visum.
Brasilien ist ein Land voller Lebensfreude und voller Kontraste. Wer das erste Mal nach Brasilien kommt wird sich in vielem umstellen müssen, so gibt es zum Beispiel keine Busfahrpläne, im Dunkeln zu Fuß zu gehen ist vielerorts keine gute Idee, das Essen ist anders und die Mentalität der Leute ebenfalls. Die Brasilianer gelten aber als sehr offen und gesellig und tun alles dafür, damit sich Fremde schnell wohlfühlen. Ein neues Land kennenzulernen und sich in eine Kultur einzufinden ist sehr spannend und wer die Möglichkeit dazu hat, sollte dies tun!